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Kein Tag, kein Monat, kein Jahr gleicht dem anderen und doch haben wir uns sicherlich oft in dem letzten Jahr so gefühlt als stünde die Zeit still, als wären wir erstarrt und warten bis der Sturm der Angst an uns vorüberzieht. Wie die eingefrorene Kirschblüte in diesem Frühjahr, die dem Wetter standhält und unbeirrt ihre Schönheit in sich trägt, wünschten wir uns unverändert, vor allem unverletzt durch diese Zeit zu kommen.

Auch wenn wir sicherlich alle in den ersten Monaten der Corona-Zeit viele Premieren erlebt haben und diese meist besser in Erinnerung bleiben als die Dinge, die wir schon so oft getan haben, ist die Summe der Erlebnisse ganz sicher sehr viel kleiner gewesen. Und dieses vergangene Jahr kommt uns manchmal so kurz wie ein Wimpernschlag vor und doch so tief berührend und tiefgehend, eingreifend, vor allem einzigartig.

Doch vor allem an der Entwicklung der Kinder wird uns dann wieder so deutlich, dass der Zeitraum eines Jahres der gleiche geblieben ist, sie der Erstarrung zwar trotzen, wachsen, erwachsen werden, sich eigene Gedanken machen und doch vermutlich noch tiefer geprägt werden als Erwachsene.

Prof. Hüther (https://www.gerald-huether.de/) brachte es in einem Interview sehr bildlich für mich auf den Punkt. Einem 7-Jährigen einem Jahr lang viele Dinge zu untersagen, die er zuvor als selbstverständlich empfunden und super gern gemacht hat, ist vergleichbar mit dem gleichen Verzicht eines 70-Jährigen allerdings für 10 Jahre. Vermutlich verkraftet es ein 70-jähriger Mensch sogar noch besser, weil er schon sehr viel im Leben erlebt hat. Ein 7-Jähriger hingegen nicht. Er erlebt in einem Jahr vermutlich weit mehr Ersterlebnisse, die ihn fürs Leben prägen und unwiederbringlich sind.

Um so stolzer bin ich nunmehr auf all die jungen Menschen, die auch in dieser so veränderten Zeit versuchen ihren Weg zu finden und ganz besonders auf meine wundervollen Mädchen, die versuchen das Beste aus der aktuellen Situation zu machen. Die eine, die ihr Abtanzballkleid anzieht, mit ihrem Freund im Garten tanzt und sich so ein Stück ihrer Jugend, zumindest für den Wimpernschlag des Foto-Augenblicks, bewahrt. Die sich traut, trotz der allgegenwärtigen Angst krank zu werden, ihr Sommerkleid anzieht und sich im Schneegestöber lachend im Kreis zu dreht. Die andere, die sich allein, vor allem tapfer, mit ihrer besten Freundin, über „click&meet“ ein Partnerlook aussucht, mit ihr Herzen turnt, auf Bäume klettert, in die Weite schaut und sich so für eine kleine Weile all der Einschränkungen entzieht.

Ein Jahr, dass sich manchmal wie kein Jahr angefühlt hat, liegt hinter uns und ich bin tief berührt und unendlich glücklich, dass all die Zurückhaltung und Unterdrückung der eigenen Bedürfnisse dennoch Raum für Entfaltung und Kreativität gelassen hat.

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